Treffen mit Inge Horn

Am 10.08. haben wir uns mit Frau Inge Horn, geschäftsführende Gesellschafterin einer Projektgesellschaft und OB-Kandidatin für die Wahl am 24.09., getroffen, um mit ihr über das Thema Glasfaser und Breitbandversorgung in Leonberg zu sprechen. Unser Anliegen war es herauszufinden, welche Positionen Frau Horn zum Thema vertritt und welche Lösungen sie unterstützen würde. Das Treffen fand im Allegre in der Römergalarie statt.

 

 

Wie bewerten Sie den Vectoring-Ausbau der Telekom?
Der Vectoring-Ausbau ist zunächst besser als nichts und schafft für viele Betroffene kurzfristig Abhilfe. Aber Vectoring ist auch eine „Krücke“ und keine nachhaltige Lösung. Es ist definitiv nicht das, was wir in der heutigen Zeit wollen. Es ist daher schon mutig, den Vectoring-Ausbau als Innovation und Fortschritt hervorzuheben.

Wie sehen Sie die Breitbandversorgung in Leonberg?
Leonberg hat einiges aufzuholen. Glasfaser ist heute unabdingbar. Wir brauchen einen Masterplan, damit wir das Thema sukzessive entwickeln können. Bei der Ersterschließung von Gebieten muss gleich Glasfaser gelegt werden. Bei allen Baumaßnahmen, beispielsweise der Verlegung von Gas- oder Wasserleitungen, muss möglichst eine Miterschließung mit Glasfaser erfolgen. Ich werde alles daran setzen, dass in Leonberg sofort mit dem Ausbau des Breitbandnetzes begonnen wird und hoffe, dass wir sehr schnell vorankommen und schon nach 5 Jahren Erfolg melden können.

Für wie wichtig, notwendig und dringlich halten Sie den Glasfaserausbau?
Schnelles Internet, also Glasfaser bis in die Gebäude, ist ein wesentlicher Bestandteil des Themas „wirtschaftsstarkes Leonberg“. Ich habe im Rahmen der Stadtentwicklung in Neu-Ulm als Projektleiterin Konversion bereits 1997 die Verlegung von Glasfaser bis in die Gebäude umgesetzt. Was damals noch als Innovation galt, ist heute zwingende Voraussetzung für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort. Wir brauchen wirtschaftsstarke Unternehmen. Dazu brauchen wir entsprechende Rahmenbedingungen – und dazu zählt u. a. Glasfaser. Es ist aber auch ein ökologisches Thema, weil wir durch die Möglichkeiten des Homeoffices und zunehmende Digitalisierung Straßenverkehr vermeiden.

Ist eine flächendeckende Glasfaserversorgung Aufgabe der öffentlichen Hand oder sollte sie der Privatwirtschaft überlassen werden?
Hier gibt es keine Denkverbote. Ich würde mir wünschen, das Thema unter die Fittiche der Stadtwerke zu legen. Eine Umsetzung mit einem privaten Investor wäre auch vorstellbar. Aber ich glaube mit den Stadtwerken haben wir die Infrastruktur besser unter Kontrolle.

Die Stadtwerke Ludwigsburg bauen flächendeckend Glasfaser aus – auch ein Modell für Leonberg?
Man muss den Schritt machen: Wir haben die Stadtwerke und die LEO Energie, die heute sicher nicht das leisten, was sie könnten. Andere Städte bzw. Stadtwerke nutzen gezielt Modernisierungsmaßnahmen im Anschlussbereich, um Glasfaseranschlüsse zu legen. Aber auch bei der Ersterschließung von Gebieten müssten die Stadtwerke ihr Potential nutzen und Glasfaseranschlüsse im Erschließungspaket mit anbieten. Ein positives Beispiel hierfür ist die Stadt Aalen.

Der Ruf nach Glasfaser wird oft schnell mit dem Argument abgetan, dass man beihilferechtlich nichts machen könne. Stimmt das?
Die vielen positiven Beispiele aus Baden-Württemberg zeigen, dass es beihilferechtlich möglich ist, das Glasfasernetz durch die Stadtwerke umzusetzen. Man muss das genau prüfen. Nichts zu machen, weil man Angst vor einem solchen Projekt hat, ist kein Weg.

Würden Sie die Markterkundung durch einen Privatanbieter, beispielsweise die Deutsche Glasfaser, zu der wir in Kontakt stehen, unterstützen?
Ja. Sie können von mir erwarten, dass ich offen bin. Solche Gespräche sind wichtig, um alle Möglichkeiten auszuloten.

 

Zum Abschluss des Gesprächs hat Frau Horn hervorgehoben, dass Sie das Engagement der Bürgerinitiative „Glasfaser für Leonberg“ sehr schätzt. Frau Horn setzt auf das Thema Dialog und möchte gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und den ehrenamtlich Engagierten die Stadt weiterentwickeln. Dabei möchte Sie Wissen und Kompetenzen – auch aus der Bürgerschaft – bündeln. Wir haben betont, dass wir gerne bereit sind mit unserem Wissen zu helfen. Wir bedanken uns für die Zeit und das Vertrauen in unsere Bürgerinitiative.